Schon seit längerer Zeit habe ich nach einer Möglichkeit gesucht,
meinen Fernseher per Fernbedienung statt in den Standby-Modus komplett ausschalten
zu können. Nachdem ich im Netz nichts passendes finden konnte habe ich
jetzt meine eigene kleine Schaltung gebaut:
Sie misst laufend den aktuellen Stromverbrauch des angeschlossenen Geräts
und trennt es vom Netz, sobald die gemessene Wattzahl einen eingestellten
Wert unterschreitet. Das besondere an der Schaltung ist, dass sie sich selbst
gleich mit vom Netz trennt und so keinen Strom mehr verbraucht. Will man
das angeschlossene Gerät dann wieder einschalten, genügt ein Tasterdruck
und es läuft wieder.
Zum Entwurf habe ich den Protel CircuitMaker in der kostenlosen Student-Version
genommen. Der hat auch gleich ein Spice dabei und kann so die Schaltung simulieren.
Mein Schaltplan
Achtung! Ich kenne mich nur wenig mit Elektrotechnik aus - kann sein, dass
irgendwo grobe Fehler versteckt sind, die schlimmstenfalls den
Benutzer unter Strom setzen können. Bei mir funktioniert die Schaltung.
Für mehr
garantiere ich nicht :-)
Die Funktionsweise (ungefähr von links nach rechts)
- mit S1 kann die Schaltung mit Strom versorgt werden, falls RLY1 sie vom
Netz getrennt hat
- RL (der Fernseher) und R1 bilden einen Spannungsteiler. Die Spannung,
die über R1 abfällt ist dabei proportional zum Verbrauch des Fernsehers.
D2 greift nun die positive Halbwelle dieser Spannung ab und
füttert
sie in C1. R2 sorgt etwas für die Stabilität der Spannung im Kondensator.
Diese Mess-Spannung beträgt um die 100mV und liegt am positiven Eingang
des Operationsverstärkers U1, einem LM741.
- Genauso bilden R3 und R4,R5 wieder einen Spannungsteiler mit Diode und
Kondensator, wobei sich über R5 die Spannung, die dann am negativen
Eingang von U1 liegt, im Bereich von etwa 40mV...100mV regeln lässt.
Das wird die Referenzspannung.
- U1 vergleicht nun die Mess-Spannung mit der Referenzspannung und liefert
je nach Ergebnis +16V oder -16V. R7 vermindert die Spannung etwas, und stellt
sie den zwei Leuchtdioden D4 und D5 zur Verfügung, von denen dadurch
je nach Spannungsvorzeichen eine leuchtet.
- Der Rest der Spannung wird Q1 zur Verfügung gestellt und schaltet
ihn ggf. leitend, so dass +18V über RLY1 und R9 abfließen können
C6 erfüllt lediglich Pufferfunktion: wird S1 kurz gedrückt, so
können die +18V schon einige Sekunden über RLY1 in C6 fliessen
und das Relais bleibt angezogen, auch wenn das angeschlossene Gerät
noch nicht volle Wattzahl erreicht hat.
- Bleibt also nur noch der untere Teil der Schaltung: T1 setzt die +-230V
vom Netz in +-36V um, die in der Mitte angezapft werden, so dass hinter
D3 0V...+18V und -18V...0V in die Kondensatoren C4 und C5 gefüttert
werden können, die beide Spannungen zu ungefähr +-18V glätten.
Damit werden U1 und das Relais versorgt. Eine zusätzliche Glättung
dieser Versorgungsspannung habe ich mir gespart.
Noch ein paar Hinweise:
- R1 muss bei großer Wattzahl des Verbrauchers auch ziemlich viel
Watt schlucken. Also lieber einen 6W-Widerstand nehmen - wenn R1 nämlich
abraucht teilt nichts mehr die Spannung und die volle Leistung geht in C1,
U1 usw. Im besten Fall platzt nur C1...
- D4 und D5 sollten nicht allzuviel Leistung ziehen, das nimmt einem ein
billiger Operationsverstärker nämlich schnell übel. Der LM741
ist da aber recht gutmütig.
- S1 steht unter Netzspannung
- die ganze restliche Schaltung (je nach Polung) eventuell auch - also
nicht im Betrieb dran rumfingern
- Die Dimensionierung von R4, R7, R9 und C6 ist fast 100%ig Geschmackssache.
Es lassen sich sicher bessere Werte finden.
Bildliche Darstellung der Funktionsweise:
Schaltung in der Simulation
Aufgetragen: Ausgang Operationsverstärker (cyan) gegen Referenzspannung (grün)
und Mess-Spannung an der Last (gelb)
t0: Gerät schaltet in Standby-Betrieb, gleichzeitig wird Referenzspannung
hochgeregelt
t1: Wattzahl fällt unter eingestellten Grenzwert
t2: Schaltung trennt sich vom Netz, alle Spannungen fallen
gegen 0 ab.
Mein Prototyp
Zum Schluss noch einige Photos des fertig aufgebauten Prototyps. Die fertige Schaltung habe ich in ein altes Alu-Gehäuse
eingebaut, den Einschalt-Taster verblendet. Er ist deshalb
(so soll es ja sein) auf dem Photo nicht zu sehen.
Als Anschlüsse habe ich mir Kaltgerätestecker
ausgesucht. Primär weil Schuko-Steckdosen zu gross für's
Gehäuse gewesen wären und ich die Buchsen noch übrig
hatte. Zusammen mit der Metall-Blende geben
sie der Schaltung einen professionellen Touch.
Das letzte Photo zeigt die Platine fertig aufgebaut und eingebaut.
Sie ist zugegebenermaßen etwas lieblos mit Heisskleber
fixiert - hält aber dafür prima. Der schwarze Kasten
rechts oberhalb der Anschlussklemmen ist übrigens das
- meiner Meinung nach verblüffend kleine - Relais, daneben
sind die ungleich größeren Lastwiderstände für den Spannungsteiler.
Auch auffällig: Der goldfarbene Pufferkondensator, der
für die nötige Ausschaltverzögerung sorgt. Potentiometer
und LEDs habe ich nicht nach außen gelegt, weil sie ja
nur der einmaligen Einstellung der Minimal-Wattzahl dienen.
Gehäuse mit verblendetem Taster
Gehäuserückseite
Innenleben
Viel Spaß beim Nachbauen!